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Auf auf, zum Meer.

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Beitrag von Yunee Di Jun 07, 2016 6:21 pm

Im Skype entstanden und daher im Antworten Ping-Pong, anstatt in Form eines flüssigen Textes geschrieben.

Die Sonne brennt in all ihrer gnadenlosen Hitze auf Nexus herab, an diesem sommerlichen Nachmittag in Algofels. Ein Schweißtropfen perlt von Tyroons Stirn, tropft hinab auf die stählerne Werkbank, über die er mit freiem Oberkörper gebeugt sitzt, weil die Klimaanlage in seinem bescheidenen Heim mal wieder streikt. Was sollte man von einem Proto-Star Billigapparat auch erwarten?
Völlig verschwitzt sitzt er da, mit dem Visor-Monokel auf dem linken Augen, und reinigt seine Pistole von den Schiessübungen die er gerade in der Affenhitze hinter sich gebracht hatte. Heute ist ein guter Tag das zu machen, der Körper wollte gestählt, und die Reflexe geschärft werden, und die glühenden Temperaturen von Algofels sind deshalb oft ein idealer Trainingsort für Präzisionsschiessen und Kletterübungen. Mit einem Tuch voller Waffenreinigungsöl reibt er das Feuerrohr von den Rußspuren des Schießpulvers ab, und setzt die Waffe nach ihrer Reinigung wieder zusammen. Ein wunderschöne Waffe in seinen Augen, und eine seiner treuesten Begleiter. Kurzerhand steckt er sie auch liebevoll, wie ein Vater sein Kind ins Bett bringen würde, in das Holster an seinem Gürtel zurück, bevor er aufsteht und sich ausgiebig streckt um die angestrengten Gliedmaßen kurz ein wenig auszudehnen. Dann macht er sich zu der Leiter auf, um in die Küche hinunter zu rutschen. Mit einem langgezogenen Quietschen öffnet sich die Kühlschranktür als er sie auf zieht, um sich eine schöne kalte Protocola heraus zu nehmen, und sich mit dieser nach draußen auf die Veranda zu flacken. Sein blauer Nachmittag.... Sonne tanken, trainieren, später vielleicht noch an den Strand.... das Leben konnte so schön sein.


So schön - und noch schöner! Wenn der Mitbewohner schon am Grill steht, und die ersten fettigen Würstchen auf den Rost geschmissen hat. Es zischt und dampft in dem kleinen Selbstgebauten, während appetitlicher Dunst sich in den aufsteigenden, rauchigen Kegel der Kohlen mischt. Konnte einen Schöneres nach getaner Arbeit erwarten, als eine zischend kühle Coke und ein kross gebratenes Grillwürstchen im Brötchen? Mehr gab es auch nicht an überflüssigen Festschmausrat an diesem Tag, denn das würde Vorbereitungszeit und Arbeit bedeuten, und keiner der drei Vagabunden in der Bude war gewillt, diese zu investieren. Zumindest nicht an diesem schwülen Nachmittag. Die Kippe zwischen die Zähne geklemmt und ein scheppes Grinsen auf den Lippen, hebt der Grillmaster of Desaster himself, Johnny le Rocket, wie könnte es anders sein - eine riesenlange Feuerschwürfelbratwurst aus dem Grill, steckt sie zweifach gefaltet in das viel zu kleine Brötchen und hält das fetttriefende Exemplar künftigen Hüftspecks in Tyroons Richtung. "Hau rin, Keule!", meint er fröhlich.


Nach einem kalten Schluck Cola und einem zufriedenen Seufzen, hockt Tyroon sich auf die Couch. Mit vorfreudigem Grinsen sieht er dem Raketeer beim Brutzeln zu, bis dieser ihm auch das fettige Brot mit der Wurst reicht, in welches Tyroon gierig seine Zähne versenkt, bevor er dazu kommt sich vorher zu bedanken. "Mhh... mhhhh wie geil. Danke Mann. Das hab ich gebraucht, nach zwei Tag'n durchfeiern, und nix anderem zu Essen als Chips und Nüsse." Schmatzend verputzt er das Brot in einer neuen Rekordzeit, um die Körperfette und den Proteinhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen, ehe es plötzlich wild in seiner Hosentasche zu vibrieren beginnt, noch bevor er damit fertig war, sich das Fett von den Lippen zu lecken. Mit skeptischem Blick zückt er sein Infochron, innerlich schon denjenigen verfluchend der da gerade sein Lebenglück störte, bevor er kurz erschrocken die Augen weit öffnet.
"Oh.... der Boss will mich seh'n."
“Uh...die hat manchmal ‘n Timing…” schmunzelt der Rocker, während er weiter am Grill steht.
Etwas verdutzt steht Tyroon von dem geflickten Sofa auf der Veranda auf, um sich aus dem Haus ein T-Shirt von seiner Lieblings Hard-Rock Band zu holen und es sich überzuziehen. Ein Spritzer Deo noch unter die Achseln, man will die Chefin herself ja nicht anmiefen, und dann die Sonnenbrille aufgesetzt, um wieder nach draußen zum Grinder zu gehen. "Ich.... fahr dann mal los, schätze ich." Kurz wird Johnny noch mal fragend angeschaut. Was konnte der Boss nur von ‘nem Prospect wollen, dass er ihn extra anschrieb? Fragen über Fragen. "Heb mir noch son Brot auf für später bitte.". Kurz hebt er noch die Hand zum Abschied gen der Rakete, bevor er den Grinder startet, und mit aufheulendem Motor durch die Einöde von Algofels prescht. Nächster Halt, der Bonker.
Nach einiger Fahrtzeit, und einem kurzen Zwischenstopp an einer Tankstelle um sich Kippen zu kaufen, erreicht Tyroon auch die Bonkerzufahrt im Wald. Langsam bremst er ab und hält sich rechtsseitig an den Bäumen, wo er mit seinem Rostgrinder auch stehen bleibt und sich kurz umsieht. Die Sonne scheint durch die Baumkronen herab, taucht den Wald in ein schummriges, veträumtes Licht, und die Vögel zwitschern ihre fröhlichen Liedchen. Warum Bonker, an so einem schönen Tag? Naja, sei es drum. Der Motor wird abgestellt, der Schlüssel gezogen, da schwingt Tyroon sich von seinem Grinder, nur um im gleichen Atemzug seine schwarze Zigarettendose mit dem lackierten B69ers Logo aus der Hosentasche zu fischen, und sich eine Fluppe in den Mundwinkel zu schieben. Während er über den Bretterboden zur Bonkerluke schlendert, flammt er sie an und zieht sie glutig, schmaucht gemütlich vor sich hin, bevor er die Stahltür aufzieht und an der Leiter hinunterrutscht. Mit einem Klacken der Stiefelsohlen kommt er auf dem hölzernen Boden auf und biegt um die Ecke um zu sehen was ihn nun erwartete.


Nichts, bislang. Denn der Bonker wirkte wie immer. Ein bisschen muffig vom Zigarettenqualm, gastrotypischen Futterausdünstungen und dem Geruch vom vorabendlich vergossenem Bier auf den Holzdielen. Dazwischen die penetrante Note von übermäßigem Knoblauchsoßen- und Gaumenstopferverzehr, nicht der allerbeste Kontrast zu dem blumigen Eau der Fleur, den Tyroon außerhalb seines Kippendunstes theoretisch im Wald draußen zu riechen im Stande gewesen wäre. Es könnte dieser Gesamtumstand sein der dafür sorgte, dass Bob heute noch depressiver wirkte als sonst, während er mit einem dreckigen Lappen in dreckiges Wasser getaucht, in schnecklingshaftem Tempo über den dreckigen Boden wischt. Ein träges Piepsen und Biepen dringt aus seiner Richtung, als dumpfes Gerumpel vom hinteren Bereich der Bar her tönt. Es klingt ein wenig, als falle jemand betrunken durch einen Irrgarten aus Pappmaché.


Kurz rümpft der Aurin die Nase als er näher kommt, und klopft dem traurigen Bot bei der Drecksarbeit aufmunternd aufs Gehäuse, bevor der Blick suchend durch die Bar wandert. Es sind die rumpelnde Geräusche hinter der Bar, die seine Aufmerksamkeit schließlich erlangen. "Booooooss?", erklingt sein fragender Ruf durch den Raum, bevor er sich dazu entschließt einfach mal nachzusehen. Kurzerhand wird die Theke mit einem Sprung überwunden, die Schritte lenken sich hinüber zu den Hinterzimmern, wo er kurz einen wohltuenden Zug von dem Geruch von Lindas Knoblauchsoße durch die Nase saugt, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der Suche nach dem Boss widmet. "Boooooooss? Tyroon hier!"


"Aye. Komm rein." ruft Yunee hinter dem Vorhang. Ein kleiner Fetzen Pappe ist das einzige verräterische, das unter dem franseligen Stoff hervor lugt. Als er den Sichtschutz beiseite zieht, trifft selbst den hartgesottensten Haushaltsarbeitenverweigerer der Schlag, als sich vor ihm das  grandiose Orchester reinsten Chaos eröffnet, eine Ode an die heilige Unordnung, die Kakophonie des Saustalls in drei Akten. Hier und dort stehen Kartons, halb ausgeräumt, umgestülpt, ausgekippt, verräumt und nochmals ausgeschüttelt. Überall liegt Kleinscheiss verstreut auf Bett, Sitzgelegenheiten und Fußboden, auf Regal und Kommode. Magazine, einzelne Strümpfe, Notizbücher und lose Skizzen, alte Batterien, kaputte Infochronspiele, Musikdatenträger, alte Handtücher, Bücher, Zigarettenschachteln, ein Badmintonschläger, alte Puderdosen, verbrauchte Lippenstifte, Unterhemden, Schlüpfer, Flipflops, Sonnencreme, Pillendosen und Feuerzeuge, Radiergummis, Bleistifte, alte Fotos. Inmitten dieses ganzen bunten Wustes hockt eine schmale, dunkelhaarige Aurin mit violetten Augenringen und einem blassen Hemd mit verwaschenem Yetiprint. Neben ihr steht eine offene Reisetasche, aus welcher der Ärmel eines Pullovers heraushängt. Daneben liegt ein aufgerollter Schlafsack, und ein dickes Bündel schweren Stoffes.


Kurz schluckt Tyroon, bei dem Anblick der sich ihm offenbart. Er selbst lebt ja nicht in der saubersten Bude, bedenkt man die Berge an Müll, Schmutzwäsche, leeren Pizzaschachteln, umgekippten Bierdosen, und auch einem einzelnen traurigen Verkehrshütchen am Hauseingang, von dem keiner mehr wusste woher es eigentlich kommt, aber das hier sieht eher nach einem Wutanfall, oder einer Ausmistung der radikalsten und brutalsten Art aus. "Hi.... Boss. Ehm... alles klar?", fragt er einfach mit einem verlegenen Grinsen, versucht so zu tun als wäre das alles üüüüüüberhaupt nicht seltsam, und tritt ein bisschen näher heran. Dabei schiebt er mit dem Fuß einen der ausgekippten Kartons ein bisschen zur Seite und geht neben ihr in die Hocke, um sie fragend anzuschauen. Sein Blick fällt auf die halb gepackte Tasche. Ob sie wohl verreist? Wer wusste das schon. Fledermäuse breiten gerne die kleinen Lederschwingen aus und fliegen in der Nacht herum. "Brauchst Hilfe?"


„Mhm. Deswegen hab ich dich angepingt.“ Ein paar zufällig zusammenpassende Strümpfe packt sie in die Reisetasche. „‘ch such die scheiss Zeltpflöcke. Acht Stück müssens sein, ich hab erst fünf. Dann nochn kleines Buch, dieses Format.“ Mit Daumen und Zeigefingern zeigt sie eine kleine rechteckige Größe an. „‘ch hab irgnwie Tomat’n auf’n Aug’n oder so.“ Es war aber auch schwierig hier irgendwas Konkreteres zu finden als das, was man gemeinhin unter „Plunder, Tand und/oder Krimskrams“ zusammenfasste. Das Zimmer glich einem dieser Wimmelbildspiele, die man sich für zwanzig Cents aufs Datenpad herunterladen und seine Zeit damit vertrödeln konnte – nur dass das hier weniger Spaß machte, so völlig ohne Alkohol und mit der Aussicht darauf, dass man den ganzen Scheiss auch wieder würde wegräumen müssen. „Wenn wirs ham, packen wir den ganzen Scheiß zurück in die Kisten, bringen sie hoch und du fährst mich zur Beachbox. ’ch...werd dort ‘ne Weile bleib’n.“ Wieso, und was „eine Weile“ in Fledermauszeit bedeutete, verrät sie nicht. Auch ihr Gesichtsausdruck nicht, aber man könnte vermuten, dass dieses Vorhaben keinen Akt spontaner Willkür darstellt.

"Soll ich frag'n, oder isses dir lieber wenn ich die Klappe halte? Und hat das Buch vielleicht 'ne Aufschrift, 'ne Farbe, 'n Ledereinband, oder irgendwas?". Alle Fragen die nötig waren, wurden gestellt, so löst er den Blick vom Anblick der im Chaos versinkenden Chefin, und sieht sich um, während es im Kopf rattert. Keine leichte Aufgabe sich einen Überblick in dieser Gerümpelkalypse zu verschaffen, aber der Boss hatte gesprochen und so macht er sich daran, ein paar einzelne Gegenstände in einem ganzen Haufen willkürlich durcheinandergeworfener Gegenstände zu finden. Die Nadel im Nadelhaufen suchen.
Mit dem Fuß schiebt er einen weiteren Karton in seinem Weg zur Seite, huscht mit den roten Iriden über alles was da so herum lag. Manche Sachen betrachtet er eine Sekunde länger als andere.... Bilder, Fotos, Musikdatenträger, Kleidung.... wer würde sich auch die Gelegenheit entgehen lassen, einen kurzen Einblick in das Leben der mysteriösen Fledermaus zu erhaschen, von der er schon so viel gehört hatte? Ein Haufen Klamotten findet sich zwischen seinen Händen wieder und wird geschüttelt, in der Hoffnung dass vielleicht ein Gegenstand heraus fällt. Da glänzt doch was.... aber es ist nur ein Zippo.


„Ob du sollst....“ Kurz lupft sie die Brauen  und zieht das Haupt etwas zurück. „Als ob dich ein Blitz in den Schwanz treffen würde, wenn du was falsches sagst....hier tun dauernd irgendwelche Leute irgendwas dummes, da müsste ich ne Menge Blitze schleudern. Wenn du an was interessiert bist, frag einfach. Wirst ja dann seh’n ob ’ch antworte.“  Die Worte kommen mit einem Hauch Garstigkeit, doch ist der Blick den sie ihm daraufhin zuwirft, wieder eine Spur versöhnlicher. „‘ch weiß du willst alles richtich mach’n Tyroon. Und du bist auf’m gut’n Weg. Aber ich will nich dass ihr wie Maschinen seid, die ihre Meinung nich sag’n dürf’n. War noch nie so.“ Kurz nickt sie Tyroon zu, ehe sie sich mit dem nächsten Fundstück beschäftigt – einem Lolli, der an einer Mütze klebt, deren Wolle sich in einen Kleiderbügel verhakt hat. „Es ist nur schlicht braun, mit einem Blatt vorn drauf. Öffne es nicht, wenn dus findest.... Bitte.“ In einem Bogen fliegt der Bügel samt Anhang  zurück, darunter kommt einer der gesuchten Pflöcke zum Vorschein. „Da steckst du Wicht ja....“ Kurz überprüft sie das Holzteil mit kritischem Blick unter schwarz umrandeten Augen, ehe sie den Hering unter die Schnur zu den Übrigen klemmt.

"Naja, man kennt die Geschicht'n ja, über Gangs und Grinderclubs, und wie rau und bierernst die Dinge manchmal zu geh'n.... ich bin gerne in diesem Club, ich war schon halb drin halb draußen als Johnny zum Member wurde, desweg'n kenn ich auch die Meist'n und versteh mich auch mit all'n.... und versteh das nun nich' falsch, aber du bist halt der Boss. Warst verschollen und tauchst urplötzlich halb tot mir nur einem Ohr wieder auf. Ich kenn dich halt noch nich', da hielt ich die zurückhaltendere Tour für klüger, zumindest erstmal. Und keine Sorge wegen dem Buch.... ich habs nich' nötig in deinen Geheimnissen herumzuspionier'n. Familie, Vertrauen, eh?". Ein schiefes, verlegenes Lächeln wirft er ihr zu, während er sich weiter durch die Massen an Kram kämpft, die sie in dem Raum verteilt hatte. "Außerdem denke ich dass es an persönlichen Infos ja erstmal reicht, dass ich weiß welche Mukke du magst, und welche Unterwäschefarbe du am liebsten magst.". Ein kleiner Scherz, ohne blöde Hintergedanken, mit einem belustigten Schmunzeln, um die Fledermaus in ihrem Gewühl hier aufzuheitern.
"Ich geb' mir Mühe.", fährt er dann aber fort. "Es steckt mir halt auch noch viel Militär im Blut, Tabbs sagt mir ungefähr alle fünf Minut'n dass ich'n bissel lockerer sein soll. Fehlt nur noch dass sie mich auf'm Holochron anpingt.". Als sie das Buch beschreibt wird sein Blick kurz nachdenklicher... was das nur für ein mysteriöses Buch sein konnte? Was da wohl drinnen stand? Da rollt der Zelthering unter der Pizzaschachtel auf die er gerade trat weg, und reißt Tyroon unsanft aus seinen Gedanken, als er auf die Nase fällt. Ein gestöhntes "Au....", ist das Nächste was er nach einigen Sekunden des stillen Leidens von sich gibt, ehe er ihr den Hering mit dem Fuß zurollt, und sich wieder aufrappelt um sich auf den Boden zu hocken. "Manchmal is' es auch besser wenn man nich' zu viele Fragen stellt. Obwohl es mich trotzdem interessiert, warum du hier ausziehst. Is' ja im Grunde 'ne gemütliche kleine Bude, mit 'ner Bar und 'ner eigenen Köchin vor der Haustür. Obwohl.... die Beachbox is' auch nich' schlecht. Jed'n Tag Strand und Meer.... aber in 'nem Zelt? Ich weiß ja nich'. Ein bisschen zu viel Survival, nur um Mal  'ne Weile auszuzieh'n, oder? Ich denke mir halt einfach, dass du hier nich' alles auf den Kopf gestellt hast, um mal eb'n am Strand campen zu geh'n."


Intensiver Blick aus dunkelroten Augen taxiert den Aurin, als er anfängt zu sprechen. Je mehr er sich erklärt, umso enger wird die Partie um die Augenlider, bilden sich zarte Falten auf gerunzelter Stirn- auch weil sie sich aufgrund ihrer einseitigen Taubheit sehr intensiv auf das Hören konzentrieren muss. Er hat irgendwas klugscheißerisches an sich, fällt ihr auf, während sie Tyroon lauscht. Ob sie das mochte oder nervte, würde sich noch herausstellen. Die einhergehende Verlegenheit ist es jedoch, welche diese Empfindung in eine positivere Richtung drückt. Dass sich so viele Leute in ihrer Umgebung so unsicher fühlten, war oft Fluch und Segen zugleich. "Teheh. Verrats keinem, dass 'ch heimlich rosa mag.... Tabs hat auch nen anderen Hintergrund. Außerdem kifft sie den ganzen Tag, natürlich is die locker." Beim Gedanken an den glasigen Kifferblick der Schrauberin, schält sich ein leichtes Lächeln auf die rot gefärbten Lippen der Fledermaus. Still fährt sie damit fort, die chaotische Habe zu durchforsten, als es plötzlich dumpf rumpelt. Über den Krempel am Boden hinweg, stützt sie sich mit einer Hand nach vorne ab und linscht hinter der Kante des massigen Granokbetts hervor. "Tu dir nich weh..." kommts da geistreich, als sie Tyroon in Schräglage erblickt. Ihr Griff langt nach dem Hering, der auf sie zurollt. Mit der Holzspitze fuchtelt  sie kurz in Tyroons Richtung, ehe sie sich mit einem Schmunzeln wieder auf ihren Platz zurückzieht. "Es is auch nich so, dass 'ch hier nich gut behandelt werd. Hab bestimmt schon drei Kilo zugelegt." erläutert sie mit einem sachten Tätscheln auf die kleine Fledermausplautze. Daran lag es auch nicht, aber den eigentlichen Grund zu formulieren, fiel ihr schwer, also sog sie sich etwas plausibleres aus den Fingern. "'s is nich mein Zuhause. 'ch bin hier nur  Gast. 'ch hab keine große Toleranzschwelle mehr, was unterirdische, dunkle Räume angeht. Konnte hier ja keiner  wiss'n. 'ch bin auch nich undankbar. Aber 'ch ..."  Wasauchimmer. "Da!" entfährt es ihr, als sie aus ihrem Winkel heraus zufällig einen Blick unters Bett erhascht. Sie krabbelt ein Stück vor und langt mit dem mageren, tätowierten Arm durch den Staub unter die Schlafstätte. Zu kurz! Hilfreich so ein langer Schweif, der sich zum Herausfischen und unfreiwilligen Staubwischen gleichermaßen eignet. Der aufgewühlte Schmutz treibt ihr das Kitzeln in die Nase. 'Oh neinneinein, nichjetz...' fährt es ihr durch die Gedanken als es intensiv in den Nebenhöhlen zu jucken beginnt, aber zum Glück konnte sie den Nieser gerade noch unterdrücken. Die kurze Nase bedeckt haltend, japst sie lautlos, ehe sie die Erklärung endet. "Survival... Schwachsinn. Ich zelt ja nich irgendwo Jottwedeh mitt'n in der Wildnis. 's gibt Strom, Drinks und Nahrung, sogar nen Scheißhaus um die Ecke." Kurz hebt sie die schmalen Schultern auf und ab, verschnürt die letzten beiden Heringe und packt sie zu dem Zelt hinzu.

Kurz sieht er ihr schmunzelnd bei dem Hering-Gefuchtel zu. "Rosa bleibt unser kleines Geheimnis, ganz großes Tygger-Ehrenwort." Mit einer Hand auf dem Herzen und der anderen in der Luft wird der Schwur besiegelt, während er sich weiter auf die Suche nach dem ominösem Buch macht. "Ja, aber generell bin ich manchmal noch etwas unentspannt. Tabbs is' ja nich' die Einzige. Simon, Aska... ich hörs öfter. Macht mir aber nix, zehn Jahre Fkon verschwind'n halt nich' von heute auf morg'n.". Er winkt ab als er ein Buch entdeckt zu haben scheint und es herum dreht. Kein Blatt nichts. Kurz überlegt er es aufzuschlagen..... belässt es dann aber dabei und schiebt es zur Seite. Wer weiß was alles in diesen Büchern drin steht, dass nicht für kleine Prospect-Augen bestimmt ist. "Stimmt, konnte keiner wiss'n. Ich verstehs auch mit dem Zuhause. Is' einfach 'n gutes Gefühl zu wiss'n dass man was eigenes hat, und niemand'm auf der Tasche liegt, so sehr man seine Familie auch liebt.", folgt es auf ihre Erklärung hin, ganz ohne klugscheißerischen Unterton in der Stimme. Er würde wohl auch lieber unter einer Brücke schlafen, als sich durchzuschnorren, so einfach ist das, und ein gewisser Grad an Stolz schwang da bei ihm auch sicher mit. Als die Fledermaus japsend das Niesen unterdrückt, presst er die Lippen aufeinander um nicht loszukichern. Niedlich. Dann dreht er sich schnell weg, musste ja keiner sehen. "Ah!", entfährt es seinen Stimmbändern dann aber, als sein Blick nach links ins ein Regal fällt, wo unter einer Hoogle-Figur auf deren Schnabel eine große Porno-Sonnenbrille saß, ein Buch lag, mit etwas grünem auf dem Einband. Die Figur wurde herunter genommen, und das Blatt auf dem Einband offenbarte sich, so dass er das Buch an sich nimmt. Der große Jackpot. Wie explizit sie sich gewünscht hatte dass er es nicht öffnet. Das machte es nur noch unwiderstehlicher.... ein kurzer Kampf zwischen Neugier und Gewissen entbrennt in seinem Geist, es rattert gewaltig in dem kleinen Aurin-Kopf... doch dann seufzt er einfach, und hält es ihr ungeöffnet hin. "Hier bitte....". Das Gewissen hat obsiegt.

"Tygger-Ehrenwort, aha.." amüsiert heben sich die Mundwinkel, während sie die ersten paar Dinge zurück in eine Kiste räumt. Auf seine Worte hin nickt sie kurz. "Du, das verlangt auch keiner von dir. Es brauch auch Disziplin, wenn das ganze hier funktioniern soll. Wenn jeder immer nur macht was er will, endet das schnell in Drama. Hab ich nich immer so gesehn, man wird erwachsen, wie." über die eigenen Worte lächelt sie dünn. Ein Umstand der ihr nicht passte, aber von Nöten war, jetzt wo zwei der drei nichtmehr dabei waren. Auf sein Verständnis bezüglich des Vorhabens hin, nickt sie nur. Gut, keine weiteren Erklärungen nötig. Das nächste Objekt, dass ihr in die Hände fällt, ist ein alter Minirock mit Nieten an den Seiten - schon ewig nicht mehr getragen. Sie erhebt sich von ihrem Platz, und hält das Kleidungsteil vors Becken. "Scheisse...der hat schon 'n paar Jahre aufm Buckel....die weissn Fleck'n hier...da is Batteriesäure ausgelauf'n und Naggel hat versucht sie rauszuätzen. Unds dabei nur schlimmer gemacht..." schmunzelt sie träge. "Den schmeiß 'ch wohl weg." Einer der Kartons wird zur Ablage "A" deklariert - und samt Lollimützenbügel fliegt der alte Rock hinein. Sie merkt es erst nicht, als Tyroon zu ihr herantritt. Erst als er sie mit dem Buch leicht antippt, dreht sie sich zu ihm, und nimmt es stumm entgegen. Ein letzter Blick auf das Buch gibt zwei kleine Buchstaben in dem Blattornament preis. "Y.H." Mit einem stillen Nicken quittiert sie seinen Fund, wendet ihm den Rücken zu, und steckt irgendetwas aus ihrer Umhängetasche zwischen die Seiten. "Gut....dann räumen wir den Scheiss hier noch weg und stell'n die Kisten ins Regal. 'ch schreib Ara ne Notiz, keine Ahnung bei wem die grade rumhängt."

"Y.H.... Yunee H....", schlussfolgert er leise, lässt die Frage nach dem "H" aber indirekt im Raum stehen. Man will den Boss ja kennen lernen, doch nicht zu viel herumbohren. Die Sache mit dem Rock beschmunzelt er. "Die Mütze, der Rock, das Shirt das du anhast.... sieht ja alles schon ein bisschen älter aus. Wenn du mal 'n Chauffeur für 'ne Shopping-Tour brauchst, auf mei'm Grinder is' immer Platz für dich, eh?", stellt er sein Angebot, während er anfängt, Ordnung in das Chaos auf dem Boden und dem Bett zu bringen. Angefangen bei der Kleidung, die er nach und nach einsammelt, und dann faltet, damit sie leichter in den Karton passt. Erst die Hosen, darauf die Pullis, darauf die Shirts, darauf die Unterwäsche, alles sauber einsortiert, nach einem einfachen Platzspar-Prinzip. Dabei achtet er auch auf die Ordnung beim Zusammenlegen, Kante auf Kante, die Falten heraus gestrichen, bevor das Kleidungsstück in die Kiste wandert.

Die Frage bleibt unbeantwortet, denn die Tonstärke verschwindet irgendwo im ungehörten Nimbus, vielleicht war dies besser so. "Tja, 's passiert wenn man auf seine Sach'n nich acht gibt und die Wertschätzung verliert. 'ch hab noch paar Klamott'n, Ara hat mir auch paar Sach'n hingelegt. Bis dahin verscheuer 'ch ihr Kratzgeld beim Protofriseur eh...geht mir aufn Sack, das scheiss Gestrüpp. Also ja, fährs' mich hin, wär gut." meint sie mit einem leichten Achselzucken. Als sie sich wieder zu dem Aurin wendet, hebt sie überrascht die Brauen, als der allenernstes dabei ist, ihre Klamotten fein säuberlich zusammenzulegen. Sie neigt das Haupt zur Seite, blick kurz in die von ihr gepackte Kiste Marke "Knäuel & Co." , und wieder zurück zu der Hausfrau im Aurinpelz. "Shit...gib dir doch nich son Aufriss..." schmunzelt sie da, und hockt sich wieder auf den Boden. Eine Zigarette zündet sie sich an, und das Flüppchen im Mundwinkel hängen habend, zieht sie ein Tshirt aus dem Gewühl, um es argwöhnisch zu betrachten. Wieder mustert sie den Kerl beim Falten, und bettet das Kleidungsstück auf ihrem Schoß. "Nee! 'ch mach das jetz nich eh...." bremst sie sich selbst und wirft das Shirt in hohem Bogen in eine der Kisten, wo es halb herausschauend hängen bleibt. Die Geste hat fast etwas provokantes, oder vielleicht liegt dieses Gefühl auch eher an der Schnute, welche die Fledermaus dazu in Tyroons Richtung zieht.

Tyroon lacht belustigt, als sie ihm da diese Schnute zuwirft, zusammen mit dem Shirt dass da in die Kiste fliegt. "Ich hab bei der Fkon drei Wochen lang nix anderes gemacht. Spind auf dem Boden verteilen, Spind schön wieder einräumen, ausleeren, einräumen. Ging um Sauberkeit, damit wir lernen unsere Ausrüstung gut zu behandeln. Es sterben zu viele Leute weil sie ihre Waffe nich' ordentlich putz'n, und dann hab'n se im Feld 'ne Ladehemmung, weil Dreck in den Verschluss kommt." Mit zwei fixen Handgriffen wird auch der zweite Karton geschlossen und verräumt, bevor er das von ihr geworfene Shirt nimmt und es fix zusammen legt, nur um ihr zuzuzwinkern, um sie ein klein wenig zu ärgern. "Aber keine Sorge, ich werd dir hier nich' putz'n oder so. Ich werd' ja auch jed'n Tag ein bissel laxer, was das angeht. Die einzig'n Dinge wos bei mir zuhause noch ordentlich is', sind meine Kleiderschublade, und meine Werkbank. Der Rest sieht aus, als würd'n wir uns da drin Malverine als Haustiere halt'n." Langsam aber sicher sorgt er dafür, dass auf dem Boden und dem Bett wieder so etwas wie eine Ordnung entsteht, nachdem er recht zügig ein Teil nach dem anderen nimmt, und es entsprechend in seinem Karton-System einordnet. Alles was keine Kategorie findet, landet in der "Gerümpel"-Kiste, die mit den zerbrochenen Infochron-Spielen, einzelnen Socken ohne Partner, und anderem losen Kleinkrams, mehr wie ein Mülleimer aussah, als ein Umzugskarton. Aber er würde es NIE wagen irgendetwas davon wirklich wegzuwerfen. Wer konnte schon erahnen, welchen sentimentalen Wert diese kaputte Version von "Tetrip" vielleicht für den Boss hatte?

"Hmkay....wenn das so is...." blinzelt sie dann, und lässt den Kerl  einfach machen. Inzwischen hat sie sowieso jegliche Krempel-Motivation verlassen, daher ist sie dankbar, dass er einfach tut, und sie in Ruhe ihre Zigarette zu Ende rauchen, und den kalt gewordenen Kaffee austrinken kann. Sie sieht ihm noch eine Weile zu - es wirkt als arbeite er generell mit mehr System, als jeder andere um sie herum. "Hat dir eigntlich schomma jemand gesagt, dass du mal 'n bisschn lockerer werd'n könntst.." kommentiert sie dann die nächste sorgfältig von Tyroon verpackte Kiste, und streckt ihm frech die Zunge raus. Das Lächeln vergeht ihr jedoch, als sie auf den immernoch unbeschrieben Notizzettel schaut. Nachdenklich furcht sie die Stirn, dann nimmt sie schließlich den Stift in die Hand und schreibt in stilisierten, schwungvollen Lettern die ausstehende Nachricht.
"Mir fällt die Decke aufn Kopp. Mach Urlaub an der Beachbox. Chron hab 'ch mit, weißt wo du mich findest. Danke fürs Aufpeppeln, sehn uns am Strand.
Yunee."
Einen Moment starrt sie noch auf die geschriebenen Worte, ehe sie den Zettel auf den Tisch legt. Als alle Sachen zurück geordnet, die Sachen gepackt und im Zimmer Platz geschaffen ist, zieht Yunee noch die Pumeramusterdecke vom Bett, drückt Tyroon das herzförmige Kissen in die Hand und schultert ihren Rucksack.
"Let's go."


"Wenn du das unlocker findest, solltest du mal Johnnys Pornosammlung seh'n. Alles nach Körbchengröße der Darstellerinnen sortiert, DAS ist wirklich beeindruckend.", meint er da lachend, räumt die Sachen noch weg, und nimmt das Kissen. Auch die Decke würde er ihr abnehmen, sie ausbreiten, das Kissen hinein legen, und das ganze Paket wie einen Schlafsack zusammen rollen und verschnüren, damit es während der Fahrt nicht aufgeht. Komfortabel, praktisch, gut. Dann geht er los, mit dem Bündel unter dem Arm, und verlässt den Raum um auf die Leiter zuzuhalten. "Also erster Halt Friseur, oder doch gleich zur Box und das Zelt aufschlagen?", stellt er die Frage, während er mit drei Hopsern die Leitersprossen hinter sich lässt, denn mit einem Arm klettern ist etwas umständlich. Oben angekommen hält er ihr die Bonkerluke auf, bevor er sie zu seinem Grinder führt. Seine Glanzzeit hatte dieses Schätzchen wohl vor zwanzig Jahren, die Abdeckbleche sowie der Auspuff sind von Rost überzogen und teilweise auch durchlöchert, aber würde man den restaurieren, wäre er wohl ein echter Klassiker. Tyroon schmeisst sich in den Sattel, und klappt die Schutz-Sonnenbrille von seinem Haupt auf die Nase herab, bevor er aus einer der zwei Satteltaschen eine weitere heraus fischt, um sie Yunee zu reichen. Der Schlüssel wandert ins Zündschloss und wird herumgedreht, woraufhin der Motor des Geschosses aggressiv aufknurrend zum Leben erwacht, natürlich weil Tyroon ein wenig am Gasgriff dreht. Man musste schließlich wie der coolste Aurin auf dem Platz wirken.

Yunee klettert ihm hinterher auf den Bock und macht es sich auf dem Sitz bequem, setzt sich die ausgehändigte Bikerbrille auf die Nase, und wickelt sich in Piratenmanier ein Tuch um den Kopf.
"Auf auf, zum Meer."



***

Spoiler:
Yunee
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